Episode 7: Wu Ming Yi: „Der Mann mit den Facettenaugen“ - Ein Roman über eine fiktive Insel, Naturbeobachtungen und eine abenteuerliche Begegnung zwischen zwei gegensätzlichen Figuren
Worum geht es in dem Buch?
Das Buch handelt von dem Jugendlichen Atile'i, der von der fiktiven Insel Wayowayo stammt. Innerhalb des dort lebenden indigenen Stammes ist es Sitte, dass jeder zweitgeborene Sohn auf das Meer hinausfahren muss, was den sicheren Tod bedeutet. So trifft dieses Schicksal auch den Protagonisten. Auf dem Meer wird der Junge Atile'i von einem Müllstrudel getroffen und strandet an der östlichen Küste Taiwans. Dort trifft Atile'i, gezeichnet vom Überlebenskampf, auf die lebensmüde Akademikerin Alice, die ihren Ehemann und Sohn verloren hat. Alice rettet ihm das Leben. Durch diesen Umstand begegnen sich die beiden gegensätzlichen Figuren der Geschichte.
Der Roman beinhaltet eine fesselnde Geschichte über die Natur. Die fiktive Meeresinsel Wayowayo hat ihre eigenen Rituale und Redewendungen, die eine enge Verwobenheit zum Leben am Meer aufzeigen. In den Teilen des Buches, in denen der Autor die fiktive Insel beschreibt, werden die Leserinnen und Leser von seinem Schreibstil und einer einzigartigen atmosphärischen Darstellung beeindruckt. Die Leichtigkeit, mit der der Autor über die Meeresinsel schreibt, ist angenehm, aber auch präzise genug, um den mystischen Vorhang der Insel Wayowayo zu lüften.
In den einzelnen Kapiteln werden die unterschiedlichen Figuren durch den Autor dargestellt. Als Leser nähert man sich auf diese Weise neben dem Kern der Abenteuer von Atile'i, auch der Figur der Alice, anderen Nebenfiguren und den Umständen, wie sie leben. Das Verständnis für die Zusammenhänge in dieser Geschichte wird den Leserinnen und Leser am Ende der Geschichte deutlich.
Über den Roman und den Autor
Der Schriftsteller Wu Ming Yi wurde 1971 geboren. Er arbeitet als Autor und Professor in Hualien, in einem östlichen Landkreis Taiwans. Sein Roman „Der Mann mit den Facettenaugen“ erschien im Jahr 2011. Eine deutsche Übersetzung ist im Jahr 2022 beim Verlag Matthes & Seitz Berlin erschienen. Die Übersetzung ins Deutsche hat Johannes Fiederling geleistet. Der Roman wurde im Jahr 2014 ins Französische übersetzt und ist beim Verlag Éditions Stock erschienen. Die französische Übersetzung „L'homme aux yeux à facettes“ hat den Literaturpreis „Prix du livre insulaire“ im Jahr 2014 in Frankreich gewonnen. Ein anderes bedeutendes Werk des Autors Wu Ming Yi unter dem englischen Titel „The stolen bicycle“ wurde im Jahr 2018 beim Booker International Prize in England nominiert.
Was macht das Buch lesenswert?
Der Autor beschreibt die Figuren in den Kapiteln wie unterschiedliche, isolierte Inseln. Trotzdem sind sie durch die Naturereignisse verbunden. Mit dem gefährlichen Müllstrudel sind verschiedene Figuren in der Geschichte miteinander verknüpft. Die Lebensgeschichten, Konflikte und Herausforderungen machen die Geschichte sehr lebendig und ereignisreich. Die Leserinnen und Leser werden dazu angeregt, über die Natur und das alltägliche Lebensumfeld nachzudenken. Die Ereignisse in der Geschichte sind so dicht miteinander verwoben und der Spannungsbogen so gelungen gestaltet, dass man das Buch gar nicht aus den Händen legen mag und es am liebsten von Anfang bis Ende verschlingen möchte.
Daten zum Buch
吳明益
《複眼人》
Erscheinungsjahr 2011
夏日出版社
Wu Ming Yi
Der Mann mit den Facettenaugen
Erscheinungsjahr der deutschen Übersetzung 2022
Matthes & Seitz Berlin Verlag
ISBN 978-3751800693
Aus dem Chinesischen von Johannes Fiederling