Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine vergiftet und beeinflusst russische Desinformation den politischen Diskurs in Deutschland erheblich.
Russische Akteure vertiefen gezielt Unsicherheiten und Spaltungslinien, vorallem jene, die in der Gesellschaft tatsächlich bereits bestehen. Sie machen sich den freien Diskurs einer Demokratie zu Nutze und verbreiten vorallem über soziale Medien und mit Hilfe künstlicher Intelligenz Nachrichten und Narrative, die vorhandene erwünschte Ansichten bestärken und unerwünschte Ansichten schwächen.
Das Vorgehen hat deutliche Wirkung. Bei der Bundestagswahl im Februar hat die AfD, die wie aus russischen Dokumenten hervorgeht, gezielt unterstützt werden sollte, mit 20,8 Prozent ein Ergebnis erzielt, das vor einigen Jahren wohl noch unmöglich schien. Deutsche Öffentlichkeit und Politik scheinen ratlos.
Man möge sich jetzt vorstellen, der Gegner Deutschlands in diesem Informationskrieg, wie Russland ihn nennt, wäre die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, eine führende Kraft in der Entwicklung künstlicher Intelligenz und noch wichtiger, teilte eine gemeinsame Sprache und Kulturgeschichte.
In dieser Ausgabe des Kulturpanoramas spreche ich mit dem mehrfach international ausgezeichneten Fotografen Lin Weilun darüber, wie Desinformation in Taiwan aussieht und wie in diesem Falle Kunst einen Beitrag dazu leisten kann, den öffentlichen Dialog gegen Desinformation zu schützen.
Im Rahmen des Taiwan International Photography Festivals wird bis Anfang Oktober seine Ausstellung im C-Lab in Taipei gezeigt. Dort präsentiert er in Form eines Fotokalenders für jeden Monat eine Form von Desinformation, die saisonal ist, die also jährlich oder in einem Fall alle vier Jahre um die selbe Zeit wieder auftaucht. Veranstaltet wird das Festival von der Lightbox Photography Library. Einer non-profit Bibliothek für Fotographie.
Dies ist der erste Teil meines Gesprächs mit Lin Weilun. Im nächsten Teil gehen wir auf die verschiedenen Desinformationsnarrative ein.
Weitere Infos zu der Ausstellung hier: https://tipf.tw/en/tipf/dear-taiwan_lin-wei-lun_iorg